Lehr-Forschungsprojekt "Freiburger Inklusive Schulbegleitforschung" (FRISBI)
Durch die UN-Behindertenrechtskonvention wurde nochmals bestärkt, dass Inklusion an Schulen angegangen werden muss. Bei der Umsetzung stoßen Schulen auf viele Herausforderungen. Die FACE-Maßnahme 3 "Inklusion und Heterogenität" hat daher das Konzept „Freiburger Inklusive Schulbegleitforschung“ (FRISBI) entwickelt. Dieses Lehr-Forschungsprojekt hat das Ziel, Schulen bei ihren Entwicklungen wissenschaftlich zu begleiten. FRISBI initiiert einen gemeinsamen Dialog zwischen Schule und Hochschule und setzt dabei an den Bedarfen und Fragen der Schulen im Bereich Inklusion an. Unsere Studierenden bearbeiten dann in ihren Abschlussarbeiten forschungsbasiert konkrete Fragestellungen inklusiver Schul- und Unterrichtsentwicklung. Die Ergebnisse dieser Arbeiten diskutieren wir anschließend gemeinsam mit den Schulen. FRISBI ist also eine innovative Verknüpfung von Forschendem Lernen und inklusionsorientierter Schulentwicklung.
Unser FRISBI-Team an der Pädagogischen Hochschule Freiburg ist interdisziplinär: Wir bringen soziologische, erziehungswissenschaftliche und fachdidaktische Expertise mit. In FRISBI interessiert uns z.B., wie Schülerinnen und Schüler die soziale Integration in inklusiven Schulklassen erleben, welche Einstellungen Lehrkräfte zur Unterrichtspraxis in inklusiven Settings haben oder wie schulische Inklusion gelingen kann. Solche Fragen werden gemeinsam mit Partnerschulen, interessierten Studierenden und in Kooperation mit dem Praxiskolleg (FACE-Maßnahme 2) bearbeitet. Es ist also eine institutionsübergreifende Zusammenarbeit zwischen Hochschule und den Schulen in der Freiburger Region. In einer Pilotphase im Schuljahr 2016/17 haben wir das Projekt erstmals durchgeführt. Die Evaluation zeigte, dass das Konzept sehr positiv aufgenommen wurde. Daher wird FRISBI nachhaltig in die Lehrerbildung im Bereich Inklusion an der PH Freiburg integriert. Hierzu entwickeln wir derzeit ein begleitendes Kolloquium.
I. Mögliche Fokuspunkte zur wissenschaftlcihen Begleitung von Inklusion an der Schule
1. Analyse der Voraussetzungen und des Bedingungsgefüges in der Startphase
- a) Ausgangslage/Startbedingungen: Demografische und sozialstrukturelle Voraussetzungen (z.B. Schulstandort, Einzugsgebiet, Zusammensetzung der Schülerschaft)
- b) Formen und Prozess der Entwicklung des Inklusionskonzeptes (z.B. Innovationsbereitschaft, Schulkonzept, Schulentwicklungsplanung, Evaluation, Fortbildungsplanung)
2. Untersuchung der Bedingungen der Umsetzung des Inklusionskonzepts
- a) Schulorganisation, Schulkultur (z.B. Schulleitungshandeln, Kooperation, Lernangebote)
- b) Unterricht und Lehr-/Lernprozesse (z.B. Umgang mit Heterogenität, Differenzierung, Unterrichtsqualität)
- c) Fachdidaktik (fachbezogene Lerninhalte, Aufgabenstellungen und Methoden, die gemeinsames Lernen und individuelle Förderung ermöglichen)
3. Analyse der Effekte des Inklusionskonzeptes
- a) Kognitive Aspekte (z.B. Bildungsergebnisse von Schülerinnen und Schülern)
- b) Motivational-emotionale Aspekte (z.B. Einstellungen und Überzeugungen, Wohlbefinden, selbstbezogene Kognitionen)
- c) Soziale Aspekte (z.B. soziale Partizipation, Einbindung in Peerbeziehungen und soziale Netzwerke)
- d) Akzeptanz und Zufriedenheit der Beteiligten (z.B. Bildungsentscheidungen, Zufriedenheit mit dem Inklusionskonzept, Schulzufriedenheit, Rollen- und Professionsverständnis)
II. Methoden
Je nach Fragestellung und Merkmalsbereich werden unterschiedliche methodische Zugänge der quantitativen und qualitativen Sozialforschung angewandt und ggf. miteinander verbunden, zum Beispiel:
- Quantitativ: Auswertung von Fragebogendaten (Zusammenhänge zwischen verschiedenen Merkmalen, Vergleich verschiedener Zielgruppen oder Zielkriterien)
- Qualitativ: Interviewverfahren, Gruppendiskussionen, Teilnehmende Beobachtung und deren inhaltsanalytische und rekonstruktive Auswertung
Fokusgruppen für die Untersuchung können sein: Schülerinnen und Schüler, Lehrpersonen, Schulleitung, Eltern, Schulbegleitung/Schulassistenz, weiteres pädagogisch tätiges Personal (z.B. in der Schulsozialarbeit).
Im Rahmen von FRISBI entstandene Abschlussarbeiten
- Bechtold, A. (2021). Lernen in Zeiten von Corona: Qualität des (digitalen) Unterrichts aus der Perspektive von Lehrkräften.
- Ferreira dos Santos Costa, N. (2021). Förderung von Schüler*innen mit Migrationshintergrund während der Corona-Pandemie. (gemeinsam mit E. Stauß).
- Stauß, E. (2021). Förderung von Schüler*innen mit Migrationshintergrund während der Corona-Pandemie. (gemeinsam mit N. Ferreira dos Santos Costa).
- Büttel, M. (2020). Die Bewältigung des Schulwechsels von einem Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum auf eine Regelschule – Die Perspektive von Schülerinnen und Schülern.
- Jakob, B. (2020). Lernumgebungen zur Differenzierung im inklusiven Mathematikunterricht mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung.
- Schlegel, F. (2020). Die Bedeutung des selbstorganisierten Lernens im Kontext von Homeschooling. Eine Online-Befragung von Schüler*innen einer inklusiven Gesamtschule.
- Bühler, L. (2019). Orientierungen von angestellten und abgeordneten SonderpädagogInnen. Eine rekonstruktive Studie anhand von wöchentlichen Teamsitzungen.
- Heinle, S. (2019). Vergleich der didaktischen Umsetzung inklusiven Unterrichts durch Kooperationsteams in der Sekundarstufe 1.
- Klein, A. (2019). Auswirkungen inklusiver Beschulung auf das Selbstkonzept der Schülerinnen und Schüler.
- Öschger, A. (2019). Möglichkeiten und Herausforderungen von Leistungserhebungen im inklusiven Unterricht – Perspektive von Schülerinnen und Schülern.
- Schöllhorn, M. (2019). Die Rolle der Schulbegleitung im Kontext inklusiver Schule. Eine Beobachtungsstudie zur Analyse von ausgehandelten Rollenbildern und unterrichtlicher Praxis.
- Stemann, J. (2019). Aspekte des Schulwechsels aus der Perspektive von Schülerinnen und Schülern eines SBBZ.
- Hild, M. (2018). Identifikation von Gelingensbedingungen inklusiver Bildung anhand der Analyse vorliegender Strukturen einer Werkrealschule.
- Knecht, S. (2018). Schulbegleitung in der inklusiven Schule aus Sicht der pädagogischen Fachkräfte.
- Knobel, M. (2018). Teilhabemöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen eines SBBZ aus der Sicht der ansässigen Gemeinde.
- Mohr, S. (2018). Selbstwahrnehmung der Teilhabechancen von Jugendlichen. Eine qualitative Interviewstudie an einem SBBZ mit emotional-sozialem Förderschwerpunkt.
- Mokbel, J. (2018). Perspektive der Schülerinnen und Schüler auf Schulbegleitung und die Kooperation mit weiteren Fachkräften am Beispiel einer Inklusionsschule.
- Probst, M. (2018). Andere Schulart - andere Anforderungen? Eine qualitative Studie zu Inklusion mit Schulleitern aus der Region Freiburg.
- Rinkel, S. (2018). Möglichkeiten des kooperativen Lernens zur Förderung der sozialen Integration in inklusiven Schulklassen.
- Scherer-Mibs, M. (2018). Interdisziplinäre Kooperation und professionelles Handeln in inklusiven Settings.
- Rothenhäusler, L. (2017). Bildungspläne im inklusiven Unterricht der Grundschule und Chancen ihrer Umsetzung.
- Schmidtke, M. (2017). Die Einstellungen von Lehrkräften zur Unterrichtspraxis in inklusiven Settings unter besonderer Berücksichtigung des Förderschwerpunkts Lernen.
- Sommer, S. (2017). Gelingensbedingungen für die Inklusion von Kindern mit Förderbedarf im Bereich der emotional-sozialen Entwicklung und deren Umsetzung.
- Vögtlin, H. (2017). Soziale Integration in Schulklassen – Vergleich der Schüler- und Lehrerperspektive.
Unsere FRISBI-Partnerschulen
- Freiburg: Albert-Schweitzer-Schule II (Werkrealschule)
- Freiburg: Lessingschule (SBBZ Lernen)
- Freiburg: Vigeliusschule II (Gemeinschaftsschule)
- Kehl: Oberlin-Schulverbund (Gemeinschaftsschule)
- Offenburg: Grundschule Weier (Grundschule)
- Riegel: LBZ St. Anton (SBBZ emotional-soziale Entwicklung)
- Schliegen: Hebelschule Schliengen (Gemeinschaftsschule)
Publikationen zum FRISBI-Projekt
- Köpfer, A. & Scharenberg, K. (2019). Praxisorientierte Professionalisierungsprozesse im Kontext inklusiver Lehrerbildung – Erkenntnisse aus der Evaluation eines Lehr-Forschungsprojekts zum Forschenden Lernen. In Bundesministerium für Bildung und Forschung (Hrsg.), Verzahnung von Theorie und Praxis im Lehramtsstudium. Erkenntnisse aus Projekten der "Qualitätsoffensive Lehrerbildung" (S.150–156). Berlin: BMBF.
- Köpfer, A., Scharenberg, K., Leuders, J., Rott-Fournier, C. & Schneider, K. (2018). Forschendes Lernen und Schulentwicklungsprozesse im Kontext von Inklusion – Evaluation der Pilotierungsphase des Lehr-Forschungsprojekts "Freiburger Inklusive Schulbegleitforschung" (FRISBI). In A. Langner (Hrsg.), Inklusion im Dialog: Fachdidaktik – Erziehungswissenschaft – Sonderpädagogik (S. 217–223). Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
- Scharenberg, K., Köpfer, A., Leuders, J., Rott-Fournier, C. & Schneider, K. (2018). Freiburger Inklusive Schulbegleitforschung (FRISBI) – Studierende, Hochschule und Schulen entwickeln und bearbeiten gemeinsam Forschungsfragen im Kontext von Inklusion. PH FR. Zeitschrift der Pädagogischen Hochschule Freiburg, 43 (1), 10–11.
Hinweis für Schulen: Kontakt und weitere Informationen
Wenn Sie sich für die Teilnahme am Projekt "Freiburger Inklusive Schulbegleitforschung" (FRISBI) interessieren, können Sie gerne Kontakt mit uns aufnehmen.
Hier finden Sie ein Poster als Überblick über die Inhalte und den bisherigen Projektverlauf (präsentiert auf der Tagung "Face to FACE - Lehrerbildung gemeinsam gestalten", 16.11.2017, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg).